Chinesische Tradition für Schweizer Küchen

Zusammen mit einem chinesischen Künstler stellt die Ilg Schreinerei spezielle Teebehälter her.

Einer exklusiven Kundschaft "Kunst in der Küche" anbieten, diese Idee sprang mir plötzlich in den Kopf. Ich sah ein Produkt vor mir, von dem ich sofort überzeugt war. Unverzüglich machte ich mich an die Umsetzung. Bereits vier Wochen nach meinem Gedankenblitz stand der fertige Gegenstand vor mir. Das funktioniert bei mir immer so. Zuerst kommt ein Produkt zustande, ganz aus dem hohlen Bauch, erst danach entwickelt sich allmählich die dazu passende Philosophie.

Hochpräzise Arbeit

Entstanden ist dabei ein Kunstwerk, dessen rechteckige Grundplatte aus schwarz durchgefärbtem MDF man an die Wand hängt. In meinen sechs Aussparungen stecken abenso viele kubische Kirschbaumkistchen. Ihr Sitz passt dabei so perfekt, dass sie nicht herausfallen können, obwohl sie spielfrei und praktisch ohne Kraftaufwand eingesetzt und herausgezogen werden können. Diese Passung sorgt gleichzeitig dafür, dass der oben liegende Deckel die Kistchen dicht verschliesst.

Dass die Behälter zum Aufbewahren verschiedener Teesorten dienen, erraten auch viele unkundige Betrachter. Dafür sorgen die aufgemalten chinesischen Kalligraphien. Dichte Holzgefässe eignen sich sehr gut zum Lagern von Tee. Ausserdem kann man die Kistchen mit in den Laden nehmen, um sie wieder aufzufüllen, was in China durchaus üblich ist.

Kalligraphien verkörpern Philosophie

Eine chinesische Note erhalten die Kisten durch ihre Schriftzeichen. Diese sagen selbst dann etwas aus, wenn die Betrachter nicht wissen, was sie bedeuten. Die sechs Teeboxen ergeben jedoch nur in ihrer richtigen Reihenfolge den ursprünglichen Sinn aus der chinesischen Philosophie. Sobald man etwas vertauscht, ist dieser nicht mehr gegeben. Die Kalligraphien stammen von einem in Zürich lebenden chinesischen Künstler. Ich kenne ihn schon länger, stellte ihm immer wieder Bilderrahmen für seine Werke her. Bei diesem Projekt kehrten wir nun die Zusammenarbeit um: Für mein fertiges Produkt erteile ich dem Künstler einen Auftrag. Durch die handgemalten Schriftzeichen wird jedes der Kunstwerke zu einem Unikat. Ich habe für den von mir entworfenen und hergestellten Teil des Werkes Designschutz beantragt. Ich beabsichtige ausserdem, jedem Kunden ein Zertifikat auszuhändigen, das die Echtheit bestätigt.

Der Verkauf dieser manuellen Kunst soll über Galerien erfolgen. Dort fallen zwar relativ grosse Provisionen an, man kann jedoch fast nur über diesen Weg die richtige Kundschaft ansprechen.

Tee als Genussmittel

Als "Verschmelzung von traditioneller chinesischer Kultur und Postmoderne" bezeichne ich meine Kunstwerke. Damit treffen wir den Zeitgeist. China mit seiner Jahrtausende alten Kultur liegt gegenwärtig im Trend. Und das Ritual des Teetrinkens erlebt auch in unserem Kulturkreis immer mehr Zuspruch. Tee gilt als Quelle der Ruhe, die auch Energie und Kraft spenden kann. Im heutigen hektischen Leben sind solche Werte bei vielen Menschen gefragt. Ähnlich wie Wein und Tabak ist Tee ein Genussmittel.

Die Kunstwerke sprechen alle fünf Sinne an. Man kann sie nicht nur mit den Augen betrachten, sie sind auch zum Berühren da. Beim Öffnen und Schliessen der Behälter hört man den Klang des Holzes und riecht den Duft der verschiedenen Teesorten. Der daraus zubereitete Tee schliesslich schmeckt besonders gut.

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